Sie befinden sich hier: Elefantenhaltung > Geschichte

Geschichte

 zurück zur Übersichtsseite "Elefantenhaltung"

Die Anfänge

Sieht man von einigen Tieren ab, die als exotische Raritäten an Fürstenhöfen gehalten wurden, beginnt die Elefantenhaltung in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Berliner Zoo zeigte ab 1844 die ersten Elefanten, es folgten Frankfurt (1858), Köln (1860), Dresden (1861), Leipzi (1878). Üblicherweise wurde nur ein Tier oder maximal ein Paar ausgestellt. Die damalige Mode (die bis in das 20. Jahrhundert Bestand haben sollte) war, Tierhäuser als Prachtbauten in möglichst exotischen Stilen zu errichten.
Schöne Beispiele sind das 1860 errichtete alte Kölner Elefantenhaus (der letzte Elefant zog hier erst im März 2005 aus). sowie das 1914 im byzantinischen Stil errichtete Elefantenhaus im Münchner Tierpark Hellabrunn (Bild rechts oben). Die vier Ecktürme waren für jeweils einen Dickhäuter (Elefanten und Nashörner) reserviert. Ungewöhnlich (und das spricht auch für den Weitblick des Architekten Emanuel von Seidl) ist jedoch die Tatsache, dass fast 100 Jahre später (und natürlich nach ein paar Umbauten) das Haus immer noch up-to-date ist und sogar eine ganze Gruppe von Elefanten ohne Ankettung gehalten werden kann..

Hagenbeck und Co: Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Eine Revolution in der Zooarchitektur erfolgte Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Gehegebauten im Tierpark Hagenbeck (Architekt Urs Eggenschwyler). Kein Gitter sollte mehr den Blick auf die Tiere trüben, stattdessen fanden Absperrgräben und Begrenzungen aus natürlich aussehenden Felsen Anwendung. Interessanterweise wollte Carl Hagenbeck nie Elefanten halten (über seinen Tierhandel kamen jedoch Dutzende Elefanten in die deutschen Zoos und Zirkusse) - erst 1937 wurde eine Elefantenanlage im Tierpark Hagenbeck gebaut (siehe Bild rechts). Durch ihre Weitläufigkeit gehörte sie jedoch zu den Ausnahmen der damaligen Zeit und gehört selbst heute noch zu den besten in Deutschland.
Andere Zoos übernahmen jedoch schnell das Konzept der gitterfreien Gehege auch für die Elefantenhaltung: Dies führte zur Einführung der sogenannten "Kuchentellerplattformen" - schön zu sehen im Bild links (etwa 1930 im Zoo Berlin, Foto entnommen aus "Elefanten in Zoo und Zirkus", Dokumentation 1992 der EEG). Darunter waren etwa 200-500 qm große Gehege zu verstehen, die durch tiefe Sturtzgräben abgetrennt waren. Der erste Zoo in Deutschland der auch im Elefantenhaus Sturzgräben einsetzte war der Zoo Leipzig im Jahre 1926. Fatal an dieser Entwicklung war aber, dass der Absturzgraben eine so große Gefahr für die Elefanten darstellte, dass diese im Haus angekettet werden mussten. Dennoch waren Grabenstürze in der Vergangenheit eine häufige Unfallursache.
In diese Zeit fallen auch die ersten Zuchtbemühungen in Deutschland. Berlin, Leipzig und Hagenbeck hatten Erfolge bei asiatischen Elefanten. Vor allem jedoch tat sich der Zoo München bei der Elefantenzucht hervor: neben fünf Geburten asiatischer Elefanten in den 1930er Jahren, fand auch die Welterstzucht bei afrikanischen Elefanten in München statt (1943). Insgesamt sind jedoch die Zuchterfolge sehr spärlich, da die Zoos zunehmend weniger Bullen hielten. Untersucht man die Schicksale der damaligen Elefantenbullen, ergibt sich ein trauriges Bild: Fast alle mussten wegen Aggressivität getötet werden, viele waren zu "man-killern" geworden -ein Resultat der unzulänglichen Bullenhaltung im direkten Kontakt.

1945 bis 1990: Stagnation in der Elefantenhaltung

Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden in vielen Städten Deutschlands neue Zoos. Die in den 50er und 60er Jahren gebauten Elefantenanlagen ähneln sich dabei sehr stark: Ein Elefantenhaus im funktionellen Beton (häufig als "Dickhäuterhaus" noch zusätzlich mit Nashörnern und Flusspferden besetzt) und eine karge Kuchentelleraussenplattform. Die Abtrennung erfolgte durch tiefe Gräben abgetrennt und die Notwendigkeit, die Elefanten im Haus und über Nacht anzuketten, bestand weiter. Ein typische Beispiel ist die im rechten Bild gezeigte Elefantenanlage der Wilhelma Stuttgart.
Die meisten Zoos verzichteten völlig auf Bullenhaltung, als Folge gab es kaum (mit Ausnahme des Zoos Hannover, sowie zeitweilig im Opel-Zoo Kronberg) Zuchterfolge. Viele Zoos hielten Kleingruppen von gerade einmal zwei Elefantenkühen (siehe z.B Foto links aus dem Zoo Neunkirchen, mittlerweile wurde dort ein neues Haus gebaut, das die Möglichkeit zur Haltung einer Zuchtgruppe bietet).
 

Neukonzeption der Elefantenhaltungen ab den 90ern

Ein gesteigertes Bewusstsein für die Bedürfnisse der Elefanten sowie die Entwicklung von sicheren Haltungsmethoden für Elefantenbullen führte beginnend in den 1980ern, aber besonders ausgeprägt seit den 1990er Jahren zu kompletten Neukonzeptionen der Elefantenanlagen (Foto rechts: 1994 neu gebautes Elefantenhaus im Zoo Münster; Foto links unten: Die 1999 eröffnete neue Elefantenfreianlage im Zoo Duisburg). Zudem entwickelte sich das Bewusstsein, dass die Zoos langfristig sich selbst erhaltende Elefantenpopulationen aufbauen und auf Wildimporte verzichten müssen.

Das Wissen um die natürlichen Lebensgewohnheiten des Elefanten und die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit im Bezug auf artgerechte Wildtierhaltung führte zur Formulierung komplett neuer Zielsetzungen in der Elefantenhaltung. Heute steht die "verhaltensgerechte Tierhaltung" im Mittelpunkt jeder Zoostrategie (ausformuliert z.B. in den "Haltungsrichtlinien für Elefanten", siehe auch: Rechtliche Bestimmungen). Man weiß heute, dass Elefanten Wasserbecken, Sandbäder, Schlammsuhlen, abwechslungsreich gestaltete und Bewegungsanreize bietende Gehege, Schattenbäume, Scheuerstellen, etc... brauchen und dass sie als soziale Tiere natürlich nicht einzeln gehalten werden sollten. Durch Berücksichtigung solcher Überlegungen beim Bau neuer bzw. bei der Umgestaltung alter Anlagen erfuhr z. B. die Elefantenzucht einen gewaltigen Auftrieb.
 
 

Diese Seite wurde zuletzt geändert am: 19.10.2009 von Administrator